Was Dietrich Bonhoeffer mit Bühl verbindet

Glaubenskurs mit dem Titel „wunderbar geborgen?!“ verknüpft Vergangenheit und Gegenwart

Das Gedicht, das dem Glaubenskurs den Namen gibt, ist vielfach vertont worden. Vor allem in der Version von Siegfried Fietz ist es überaus populär geworden. „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und gewiss an jedem neuen Tag“, heißt es darin.

Der Glaubenskurs geht der Frage nach, woher „in unserer unruhigen und krisenhaften Zeit der Mut zum Glauben, zur Hoffnung und zur Liebe“, zu dieser Zuversicht kommen kann. Ein 13 Frauen und Männer zählendes Team hat fünf Termine vorbereitet (ab dem 13. März immer donnerstags von 19.30 bis 21.30 Uhr).

Pfarrer Götz Häuser ist immer wieder auf der Baustelle des Johannes-Forums unterwegs. Foto: Wilfried Lienhard

Bericht im BNN vom 5.3.2025

Bühl.
Nur wenige Tage nach dem 80. Todestag des Theologen Dietrich Bonhoeffer möchte die evangelische Johannes-Gemeinde in Bühl ihr neues Gemeindezentrum einweihen. Das mag nach einer Bauzeit von 15 Monaten eine gehörige Portion Zufall beinhalten. Für Pfarrer Götz Häuser passt es gleichwohl bestens.

„Wunderbar geborgen!?“ lautet denn auch der Titel des neuen Glaubenskurses, den die Kirchengemeinde in der Fastenzeit anbietet. Der Titel lehnt sich an Bonhoeffers Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ an, das zu einem der prominentesten Texte des 20. Jahrhunderts geworden ist. Der Untertitel des Kurses schlägt die Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart: „Glauben entdecken in unruhigen Zeiten“.

Dietrich Bonhoeffer (Foto: dpa) gehörte zur Bekennenden Kirche, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gegen die Gleichschaltung der Kirche kämpfte. Für sein Wirken im Widerstand gegen Hitler bezahlte er mit seinem Leben. Seit April 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung“ in Gefängnissen und Konzentrationslagern, ordnete Hitler persönlich seine Hinrichtung an. Dietrich Bonhoeffer starb im Alter von 39 Jahren am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg.

„Gerade in den Gefängnisjahren hat Bonhoeffer Kirche und Glauben neu gedacht und buchstabiert“, sagt Häuser. Heute stelle sich die Aufgabe, in einer zunehmend säkularisierten und atheistischeren Welt den Glauben neu zu buchstabieren.

Diesem Anliegen entspricht der Glaubenskurs: „Wie können wir in einer sich verändernden Gesellschaft und einer erodierenden Kirche den Glauben leben?“ Bonhoeffer sitze gewissermaßen mit am Tisch: „Was bedeutet es, für den Glauben einzustehen?“ Die Aktualität von Bonhoeffers Werk liege auf der Hand. Häuser nennt als Beispiel einen berühmt gewordenen Satz aus dem Jahr 1935: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.“ Mit seiner Haltung und seinen Positionen passe Bonhoeffer „ganz gut zu unserem neuen Johannes-Forum“, sagt der Bühler Pfarrer. Es solle Begegnungen ermöglichen, mit seiner Öffnung zur Stadt hin aber auch „Gemeinde in der Welt sein“ und ein Symbol für verantwortliches Handeln sein, wie es Bonhoeffer gelehrt und gelebt habe.

Das Gedicht, das dem Glaubenskurs den Namen gibt, ist vielfach vertont worden. Vor allem in der Version von Siegfried Fietz ist es überaus populär geworden. „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und gewiss an jedem neuen Tag“, heißt es darin.

Der Glaubenskurs geht der Frage nach, woher „in unserer unruhigen und krisenhaften Zeit der Mut zum Glauben, zur Hoffnung und zur Liebe“, zu dieser Zuversicht kommen kann. Ein 13 Frauen und Männer zählendes Team hat fünf Termine vorbereitet (ab dem 13. März immer donnerstags von 19.30 bis 21.30 Uhr).

Zum Auftakt mit dem Titel „Leben und Sterben für meine Überzeugungen“ sind Auszüge des Spielfilms „Die letzte Stufe“ zu sehen, in dem Ulrich Tukur Dietrich Bonhoeffer verkörpert. Texte des Theologen werden an den einzelnen Terminen „eingestreut“, sagt Häuser. Daraus werde aber keine „Bonhoeffer-Exegese“, sie sollen vielmehr den Anstoß geben, miteinander ins Gespräch zu kommen. Der letzte Termin am 10. April trägt den Titel „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ und geht der Frage nach: „Wie kann Gott das bittere Leiden in der Welt zulassen?“.

Der Ort des Geschehens ist der Friedrichsbau. Mit einer Ausnahme: Am 3. April soll der Kurs in der Johannes-Kirche stattfinden. Das Thema lautet dann „Spiritualität erleben, Gott begegnen“. Als „Zugabe“ zum Kurs kommt Professor Peter Zimmerling von der Universität Leipzig nach Bühl. Er ist ein guter Freund von Häuser, sie kennen sich seit Studienzeiten in Heidelberg. Zimmerling hat über Bonhoeffer geforscht und publiziert, zuletzt erschienen ist 2024 „… und ganz gewiss an jedem Tag. Dietrich Bonhoeffers Lied ‘Von guten Mächten wunderbar geborgen’“. Sein Vortrag über Bonhoeffer soll am 11. April die erste öffentliche Veranstaltung im neuen Gemeindezentrum werden – einen Tag, bevor die Einweihungsfeierlichkeiten beginnen.

Anmeldung

Anmeldungen sind möglich unter Telefon 07223 22704 oder per E-Mail an glaubenskurs@evkirchebuehl.de. Da die Abende inhaltlich aufeinander aufbauen, empfiehlt sich laut Pfarrer Götz Häuser eine Teilnahme am Block. Es könnten aber auch einzelne Termine besucht werden.

Pfarrer Götz Häuser ist immer wieder auf der Baustelle des Johannes-Forums unterwegs. Foto: Wilfried Lienhard