Die Johanneskirche bleibt an Weihnachten leer – Die Umbauarbeiten dauern an – Die Evangelische Kirchengemeinde findet jedoch Ersatzdomizile
Der Wunsch der evangelischen Johannes-Gemeinde in Bühl, nach einjähriger Bauzeit Weihnachten in der Kirche im umgebauten Gemeindezentrum feiern zu können, geht nicht in Erfüllung. Die Arbeiten haben sich des Wetters wegen verzögert. Ganz ohne Kirche ist die Gemeinde aber an Weihnachten nicht.
Bühl. Es weihnachtet aktuell nicht so sehr in der evangelischen Johanneskirche. Statt Weihnachtsbäumen stehen dort Baugerüste, Baustrahler ersetzen Lichterketten und die Krippe muss Kabelrollen weichen. Seit Januar 2024 wird die Evangelische Kirchengemeinde saniert und erweitert.

Ursprünglich war die Hoffnung, dieses Weihnachten wieder in der Johanneskirche zu feiern. Daraus wird aber nichts. Dank einer lebhaften Ökumene steht die Gemeinde an Weihnachten trotzdem nicht ohne Kirche da.
„Eigentlich kommen wir ziemlich gut mit den Bauarbeiten voran. Ursprünglich waren 15 Monate geplant. Wir schaffen es wahrscheinlich in 13 Monaten“, erklärt Werner Venter, Kirchengemeinderat und in der Steuerungsgruppe. Dass der Weihnachtsgottesdienst nun doch nicht wie erhofft in der Johanneskirche stattfinden kann, liege vor allem an ungünstigem Wetter und viel Regen. Das habe zu Verzögerungen geführt. Außerdem hätten die Bauarbeiten zwei Monate später als angesetzt begonnen.
Nach dem aktuellen Stand soll das Johannesforum, mittiger Platz und Herzstück des Gemeindezentrums, Ende Januar fertig werden. Bis dahin soll ebenfalls die Photovoltaikanlage als Dach stehen. Aufgrund um 40 Prozent gestiegener Kosten verlängerte sich die 2017 gestartete Planungsphase um zwei Jahre. Mehr als eine Million Euro wurde in diesem Zuge wieder ausgeplant, was viel Zeit gekostet hat.
Das Energiekonzept wurde in dieser Zeit angepasst. „Zentral sind die Photovoltaikanlage, neue Fenster und eine Wärmedämmung in den Decken. Dort ging der Großteil der Energie verloren“, erläutert Venter das Energiekonzept. In der Jahresbilanz werde voraussichtlich mehr Strom produziert als verbraucht.
Wie sieht es derzeit mit der Kostenplanung aus? Die Mehrkosten seien aktuell schwierig einzuschätzen. Vermutlich sei die Planung nicht ganz zu halten, berichtet Ute Müller, Kirchengemeinderätin und in der Steuerungsgruppe. Veranschlagt sind 6,4 Millionen Euro.
Nach der verzögerten Planungszeit liefen die Bauarbeiten nun zufriedenstellend. „Während der Bauphase haben wir nur noch kleine Planungsänderungen. Die Baustelle wurde sehr gut vorbereitet“, so Venter. Seit dem Richtfest im Oktober sei es gut vorangegangen, ergänzt Pfarrer Götz Häuser: „Wir biegen gerade auf die Zielgerade ein. Deshalb kam man verschmerzen, dass wir Weihnachten doch nicht hier in der Kirche feiern.“ Angesichts aktueller Welt- und Kirchenpolitik sei er dankbar, dass es überhaupt zur Sanierung kam. Denn: „Große Bauprojekte der Kirche sind derzeit rar.“ Insofern sei dies als Aufbruchszeichen zu verstehen.
Wertvoll sei dabei die Unterstützung seitens der Gemeinde. „Die Spendenbereitschaft war und ist groß. Die Gemeindemitglieder unterstützen das Vorhaben auch emotional. Viele sagen, es sei ihre Kirche und Gemeindezentrum“, berichtet Ute Müller. Bei einem so großen Umbau sei der Spannungsbogen sehr lang, merkt der Pfarrer an, er sei deshalb froh, die Menschen in diesem mühsamen Prozess nicht verloren zu haben.
„Am Palmsonntag wollen wir die offizielle Einweihung feiern“, erzählt Häuser. Der Rohbau ist bereits abgeschlossen. Aktuell widmen sich zahlreiche Handwerksbetriebe dem Ausbau. „Wir haben Wert daraufgelegt, regionale Handwerker zu engagieren. Der Malerbetrieb kommt aus Calw, alle anderen aus Mittelbaden“, ergänzt Werner Venter. Aktuell arbeiten Elektriker an der Beleuchtung in den Innenräumen. Mit dem Mehrzweckraum im neuen Anbau wird dem Kindergarten erstmalig ein Turnraum zur Verfügung stehen. Vorher wurde im Gemeindesaal geturnt.
Ist die Johannesgemeinde denn nun an Weihnachten dieses Jahr ohne Kirche? Dank der guten ökumenischen Zusammenarbeit sei das nicht der Fall, sagt Pfarrer Häuser dankbar. „An Heiligabend findet um 11 Uhr im Gemeindehaus St. Maria in Kappelwindeck ein Familiengottesdienst statt, der extra auf Kinder zugeschnitten und kurzweilig gestaltet ist“, berichtet Lehrvikar Paul Geck. Erstmalig wird die Bachschlosshalle als Kirchenersatz genutzt. Hier finden der Familiengottesdienst mit Weihnachtsmusical um 15 Uhr sowie die Christvesper um 17.30 Uhr statt. Die Christmette mit Flötenkreis wird ab 22 Uhr in der katholischen Kirche St. Maria gefeiert. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag finden die Gottesdienste jeweils um 11 Uhr in der neuapostolischen Kirche statt.