Bericht im ABB vom 24.7.2024
Umgestaltung des evangelischen Gemeindezentrums liegt weitgehend im Plan / Pfarrer Häuser hofft auf Rückkehr zu Weihnachten
Bühl. Hannah und Hannes sind immer dabei. Das Duo beobachtet den Fortschritt auf der Baustelle der evangelischen Kirchengemeinde genau. Und da bekommen die beiden „Kiebitze“ ordentlich etwas zu sehen.
„Auf dem Johannesforum ist der Deckel drauf“: So lautet der Eintrag im Bautagebuch, das die Kirchengemeinde auf ihrer Internetpräsenz führt. Das ist in diesem Fall mehr wörtlich als im übertragenen Sinn zu verstehen. Bis der Deckel auch sprichwörtlich drauf ist, die Arbeiten abgeschlossen sind, braucht es noch einige Zeit. Aber das künftige Johannesforum, das Herzstück des Gemeindezentrums, hat nun seine Überdachung aus Fichtenholz erhalten.
Für Pfarrer Götz Häuser ist das ein Anlass, über den Stand der vor einem halben Jahr begonnenen Umbauarbeiten zu sprechen. Die Absperrung des Baustellenareals in der Johannesstraße zeigte schon früh, dass sich etwas tut, und der Innenhof wurde zu einer Baugrube. Jetzt hat sich auch oberirdisch etwas verändert. Nach dem Rückbau im Außenbereich sei eine Bodendecke eingezogen worden, sagt Stutz. Eine Stützkonstruktion trägt die Holzdecke über dem Johannesforum.
Nachdem das Projekt vier Wochen lang in der Werkstatt vorbereitet worden sei, hätten vor zwei Wochen die Arbeiten auf der Baustelle begonnen, berichtet Zimmerermeister Louis Kohler von der Ottersweierer Firma Holz- und Treppenbau Kohler. Mit im Boot sei bei der Konstruktion die Firma Stahlbau Schrempp aus Ottersweier gewesen.
„Wir liegen im Großen und Ganzen gut im Zeitplan“, sagt Bauleiter Tobias Stutz. Im vorderen Bereich der Baustelle, dem Johannesforum, gehe es planmäßig voran, im hinteren Bereich, dem Kindergarten, habe sich dagegen eine Verzögerung von zwei, drei Wochen ergeben. Der maßgebliche Grund dafür: „Wir haben jede Woche einmal übles Wetter gehabt. Das hat in der Summe etwas Zeit gekostet.“
Im September soll es ein kleines Richtfest für das Johannesforum geben. Zuvor aber seien noch Arbeiten am Kirchendach zu erledigen. Die haben es in sich. Die asbesthaltigen Platten werden von einer Fachfirma aus Kehl abgebaut und entsorgt. Auf dem südlichen Teil wird eine Photovoltaikanlage installiert, informiert Werner Venter vom Kirchengemeinderat. Dabei handle es sich um eine Indach-Anlage. Sie wird bereits in das Dach integriert: Die Module übernehmen auch die Funktion der Dacheindeckung. 128 Paneele sind vorgesehen, die Anlage hat dann eine Spitzenleistung von 46 Kilowatt Peak. Mit Blick auf die Vielzahl der Module scherzt Venter: „Das Kirchendach bekommt einen Nadelstreifenanzug.“
Die Gebäudehülle steht damit. Im nächsten Schritt ist die Dachabdichtung an der Reihe, danach das Verglasen, mit dem in zwei bis drei Wochen begonnen werden könne. „Dann ist das Forum geschlossen und die Trockenbauer und Techniker können kommen“, sagt Stutz.
Dass die Front zur Johannesstraße komplett verglast wird, ist mehr als nur ein gestalterisches Detail. Für Häuser symbolisiert es die Transparenz der Kirche zur Stadtgesellschaft hin. Das Johannesforum solle ein Kommunikationsort, ein Marktplatz werden.
Dazu komme die bislang nicht gegebene Barrierefreiheit, ein Fahrstuhlschacht ist bereits vorbereitet. Auch dem Mangel einer behindertengerechten Toilette werde abgeholfen.
Ende des Jahres soll der vordere Bereich abgeschlossen sein. Beim Kindergarten dagegen wird es etwas länger dauern. Dort ist das Bauende für das Frühjahr prognostiziert. Der Rohbau für einen Anbau beim Kindergarten steht bereits, er solle aber nicht allein dem Kindergarten dienen, sagt Häuser.
Bei den Kosten kann Architekt Thomas Herzog eine Unterschreitung verkünden. Aktuell liege das Vorhaben um sechs Prozent unter dem Budget. Die erwarteten Baukosten waren mit 6,2 Millionen Euroangegeben worden.
Das alles tut sich unter den Augen von Hannah und Hannes. Pardon, sie sind noch nicht vorgestellt worden: Hannah und Hannes sind Spielzeugfiguren, die bei den Abbrucharbeiten auf dem Gelände gefunden worden sind, vielleicht haben Kinder auf dem Weg zum Kindergarten sie irgendwann vor Jahren einmal verloren, vielleicht waren es auch die Kinder von Familie Häuser. Jedenfalls sind sie jetzt Protagonisten des Bautagebuchs. Darin hofft Häuser zum Jahresende einen speziellen Eintrag zu lesen: Der Gottesdienst zu Weihnachten ist wieder in der Kirche in der Johannesstraße gefeiert worden.
Das „Exil“ bei der katholischen und der neuapostolischen Kirche gestalte sich ausgesprochen gut, sagt Häuser: „Wir kommen gut miteinander klar.“ Die Befürchtungen, dass weniger Besucher kommen könnten, hätten sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil: „Einzelne Gruppen haben sogar mehr Zulauf.“